Noch andere kleine Pastetlein.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 04, Nr. 046

Originalrezept:

NEhmet drey guter Hand voll deß schönsten Mehls / und einen Viering oder Viertel Pfund Butter / machet in der Mitte deß Mehls ein Grüblein / schlaget zwey Eyerdötterlein daran / und schneidet den Butter wohl dinn hinein / saltzet das Mehl nach gutduncken / und wircket alles wohl darunter; alsdann feuchtet es / mit ungefehr ein paar Eyerschalen / oder halben Glas voll Wasser / an / damit man den Teig recht und noch besser zusammen wircken könne; doch muß absonderlich in acht genommen werden / daß man nicht lang mit umgehe / weil sonst dieser Teig gar zäh wird / hierzu aber schön lind bleiben muß: dabey dann nothwendig zu erinnern / daß er sich nicht in der Wärm / sondern weit besser an einem kühlen Ort machen lasse. Wann nun der Teig beysammen / wälchert man einen Platz aus / ungefehr in der Dicken eines Messer= Rucken; dann drehet man mit einem dazu gehörigen runden Pasteten= Holtz / die Plätzlein nach einander heraus / oder aber man nimmt aus Mangel desselbigen nur von einem Papier die grösse / und schneidet sie mit einem Messer aus dem Teig; die Deckelein werden eben so gemacht / doch müssen sie dazu etwas kleiner seyn / und absonderlich diese Pastetlein nicht allzu groß gemacht werden / dann wie kleiner wie besser sie sind; die grössere Plätzlein werden von freyer Hand aufgesetzt: indessen kan man das dazu gehörige Gehäck zusammen machen / bestehend aus Kalbfleisch / welches zuvor abgeschipfft / und mit einem zimlichen Theil Rindfett und Marck gröblich zerhacket wird / jedoch also / daß das Fett und Marck ungeschipfft bleibt / und nicht zuvor abgesotten werde; dieses Gehäck mischt man in einer Schüssel wohl durch einander / thut allerley Gewürtz daran / als Pfeffer / Cardamomen / Muscaten= Blüh oder dergleichen Nüsse; auch Citronen= Marck / und von demselben klein= geschnittene Schelffen; giesst auch ein wenig Essig und Fleischbrüh daran / dann diß Gehäck muß etwas dinn seyn / füllet alsdann die Pastetlein damit an / bestreicht sie mit einem zerklopfften Ey / macht die Deckelein darüber / legts auf die Pastetlein / und druckts rings herum wohl zusammen / doch darff man sie eben nicht zwicken / als wie die andere zuvor= gedachte: wann sie nun alle zusammen fertig / so bestreicht man sie oben mit einem zerklopfften Ey / und sticht auf alle Deckelein mit einem Messer ein kleines Löchlein / und thut ein klein Bröcklein Butter darauf: dann legt man ein Papier auf ein Blech / bestreuts ein wenig mit Mehl / setzt die Pastetlein darauf / schiebts in Ofen und bächts geschwind ab; dann sie dörffen über eine gute viertel Stund nicht bachen.

Anmerkung:

  • abschipffen = (ab)sieden; ungeschipfft = roh
  • Schon damals belegte man anscheinend das Backblech gelegentlich mit Papier, um ein Ankleben des Teiges zu verhindern. Normalerweise wurde das Blech eingefettet.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Noch andere kleine Pastetlein.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 04, Nr. 046,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=noch-andere-kleine-pastetlein (27.04.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)