Krebs= Becherl in Fast= Tägen.

Aus: Bewehrtes Koch-Buch (1759), N. 044

Originalrezept:

Für 12. Krebs= Becherl nimm 3. Vierting Krebs= Butter, treibe solche schön pfläumig ab, 6. Eyer darein, eines nach den andern, nimm um 6. kr. *) geschälte und geweickte Semmel, 4. Eyer, einen Löffel voll Milchreim, mache ein Eingerührtes, stosse es unter das Brod, in das vorbemeldte auch Krebs= Schweiffeln gerührt, Milchreim, Muscat= Blüh, Salz; nimm ein flaches Torten= Blech, mache einen marben Taig, Messer= Rucken dick ausgetrieben, die Krebs= Becherl bestrichen, darauf geschlagen; mache die Füll mit überbrennter Hechten= Leber, Karpfen= Zungen, gesottenen Spargel= Köpfel, grüne Erbsen, Nagerl= Schwammerl**), Krebs= Schweiffel; dieses in frischem Butter gedünst, gewürzt, Milchreim und Salz, auskühlen lassen, nimm von dem Abgetriebenen in die Becherl, lasse in der Mitte einen Platz, damit die Füll hinein kommen kan, oben auf wieder mit dem Abgetriebenen bestrichen, backe es in Ofen oder Torten= Pfann eine Stund, gib es an statt des Suppen= Brods, oder für eine Speis. An Fleisch= Tägen nimm an statt des Fisch= Prisel***), Ochsen= Kaim****), und was beliebet, grüne Erbsen, oder Kauli.

Anmerkung:

*) „… nimm um 6 kr. …“ =  nimm um 6 Kreuzer…

Eine typische Mengenangabe der damaligen Zeit, obwohl dies ja nur eine Momentaufnahme war, die in Zeiten von schlechten Ernten und darauffolgenden Preissteigerungen nicht mehr zutraf.

 

**) „Nagerl= Schwammerl“:  im Raum Wien wurden Eierschwammerl bzw. Pfifferlinge manchmal so genannt.

 

***) „Fisch= Prisel“:  in Rezept N. 56 ist von Kalbs= Brüsel die Rede, also Bries.  Mit Fisch= Prisel könnte im engeren Sinn Fischmilch bzw. auch –rogen gemeint sein, was beides von Aussehen und Konsistenz an Bries erinnert, oder es werden im weiteren Sinn einfach alle Fisch-Innereien damit bezeichnet, z.B. Leber, Zunge…., wie im obigen Rezept.

 

****) „Ochsen= Kaim“:  Dieser Begriff kommt nur ein einziges Mal im Buch vor; es ist damit Ochsengaumen gemeint, der in anderen Rezepten dieser Zeit in diversen  Schreibvarianten auftaucht, z.B. als Gäumen oder Gaimen (vgl. Neues Salzburgisches Kochbuch, 1718/19).

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Krebs= Becherl in Fast= Tägen.", in: Bewehrtes Koch-Buch (1759), N. 044,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=krebs-becherl-in-fast-taegen (28.04.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: ATCZ kulinarisch (2022)