Gefüllte Semmeln mit Weixeln.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 10, Nr. 121

Originalrezept:

SChneidet an einer schönen grossen Semmel den Anschuß ein wenig herab / holet dann die Brosam auf das genauste heraus / nehmet ein theil davon / und zerbröselt oder zerreibet es auf daß kleinste / röstets dann so trocken als es seyn kan im Schmaltz; indessen dünstet schöne dürre oder frische Weixeln zuvor in Wein und Zucker wohl weich / in welchen man die Kern entweder lassen oder heraus nehmen kan; mischet sie / wann das Brod fast abgeröstet ist / darunter / und lasst sie noch ein wenig mit rösten / streuet noch mehr Zucker und Zimmet darein / und füllet solches in die Semmeln / bindet den abgeschnittenen Anschuß wieder mit einem Faden darauf / bachet also die Semmel aus einem heissen Schmaltz heraus / und machet / nach belieben / ein gute Weixel= Brüh darüber / oder auch diese Brüh / darinnen die Weixeln gedünstet worden; last aber einen gebähten Semmel= Schnitten zuvor darinnen aufsieden / und zwingt ihn samt den gedünsteten Weixeln durch / streuet auch Zimmet und Zucker darein; legt die gebachene Semmel in eine Schüssel / richtet die Brüh darüber / lassets auf einer Kohlen / zugedeckt / einen Sud aufthun / und wann mans nun zu Tisch trägt / streuet nochmal Zucker und Zimmet darauf. *

* Auf diese Art kan mans auch mit Aepffeln machen / die Aepffel samt der Semmel= Brosam rösten / Weinbeerlein oder Corinthen / und klein= geschnittene Mandeln darunter mischen / und die Brüh von Aepffeln / und einen Brodschnitten im Wein sieden; dann durchschlagen / Zucker und Zimmet darein streuen / und also über die Semmeln gießen.

Anmerkung:

den „Anschuß“ einer Semmel herabschneiden: Brotlaibe und Gebäck werden in den Backofen „eingeschossen“ oder „eingeschoben“; dabei unterscheidet man zwischen „freigeschoben“ und „angeschoben“. Letzteres ist wesentlich platzsparender, weil die Backstücke aneinanderstoßen; auf diese Weise hat man z.B. das in großen Mengen benötigte Kommissbrot für die Truppen gebacken.

Vermutlich ist mit „Anschuss“ eben diese seitliche weiche Stelle einer angeschobenen Semmel gemeint.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Gefüllte Semmeln mit Weixeln.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 10, Nr. 121,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=gefuellte-semmeln-mit-weixeln (28.04.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)