Ein Frucht= Dorten= Teig / auf andere Art.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 16, Nr. 060

Originalrezept:

NEhmet ein klein wenig Wasser in ein Pfännlein / thut ein wenig frische Butter / und etwas Saltz darein / lasssets sieden ; dann schüttet ein schönes Mehl in eine Schüssel / giesset von diesem gesottnen Wasser daran / schlaget so viel Eyer darein als dazu vonnöthen / nachdem man nemlich viel oder wenig Teig anmachen will / und zwar entweder gantze Eyer oder nur Dottern / und muß man sich selbst hierinn zu helffen wissen / daß man anfänglich nicht gleich den Teig vergiesse ; wer will der kan ihn auch ein wenig zuckern : alsdann wircket diesen Teig schön zusammen / walchert Plätze daraus / so viel man verlanget ; und füllet von süssen Früchten und Fülln darein / was man will / oder verlanget.

Dabey zu erinnern / daß wann man dergleichen Dorten= Hafen von Eyerdottern / oder gantzen Eyern / machen will / solches auf dreyerley Art geschehen können: Als erstlich in einem Schart ; der Schart aber wird wohl mit Butter beschmiert / wie bekannt ; dann schneidet man von starcken Papier etliche lange Streifflein / leget selbige dreymal Creutz= weiß in den Schart / daß sie etwas lang über denselben heraus gehen : Hierauf formiret man den ausgewalcherten Platz= Teig in den Schart / leget die Füll / oder was man nun verlangt / auf den Teig hinein / und die Früchte oben darüber ; schmieret den Teig neben herum mit einem Ey / machet den Deckel darüber / zwicket ihn neben herum artig zusammen / und bezieret ihn nach verlangen. Solte ein ausgeschnittener Deckel darauf gemachet werden / muß man solchen neben herum auch artig zusammen zwicken / und beede Deckel / so wohl den gantzen als ausgeschnittenen / mit Eyern bestreichen / und mit Zucker überstreuen : oder aber wann der Dorten gantz fertig / übereisen / wie solches im nachfolgenden Theil von Quitten= und Zucker= Werck beschrieben zu finden. Wann nun dieser Dorten fertig und abgebachen ist / lasse man zwey Personen den Dorten bey den langen Papier Streifflein allgemach heraus heben / welches auf diese weise / am besten geschehen kan.

Will man einen aufgesetzten Dorten machen / so muß man einen grossen Platz auswalchern / wie man ihn verlanget / und nach belieben / wie Rosen / Hertze / oder Lilien / nach einem Papirenen Model schneiden und formiren ; dann setzet man selbigen rings herum auf / wie man die Pastetlein aufzusetzen pfleget / aber nicht höher als ein paar Fingers hoch : walchert dann von dem Teig einen langen Streiff / drucket ihn in einen dazu gehörigen Spitzen= Model / bestreicht selbigen ein wenig mit einem Ey / und klebets um den aufgesetzten Dorten ; hefftet alsdann ein wenig Papier herum / füllets auch einwendig mit Papier aus / biß der Teig erhartet / oder ertrocknet / dann sonsten fällt er ein / und bleibt nicht aufgericht : wann nun der Teig / besagter massen / erhartet / so nehmet die Papiere inn= und auswendig wieder davon / und füllet die Früchte / oder was man verlangt / darein.

Drittens kann man auch aus obbeschriebenem Teig / einen Dorten auf folgende weise machen / daß er noch weniger Mühe verursache : Es wird nemlich von besagtem Teig ein Platz gewalchert / alsdann die Früchte oder was man verlanget / darauf gelegt / und wie oben bey allen dergleichen Dorten von Teig gedacht worden / neben herum ein paar Finger breit / ein leerer Rand gelassen : Dann kan man von diesem Teig / entweder einen gantzen oder einem schön= zierlich ausgeschnittenen Deckel machen / zuvor aber an dem Rand deß Bodens ein wenig mit einem Ey überstreichen / nachmal den Deckel darüber legen / allgemach etwas zusammen drucken / und neben herum artig / fast wie eine Pasteten / verzwicken / hernach / wie vorgedacht / mit einem Ey überstreichen / und mit Zucker bestreuen / oder nach dem Bachen übereisen ; und so kan man sich darnach / bey allen Dorten / leichtlich richten.*

*Dieser Teig kan gleich dem vorigen nach einem Papier / wie ein Hertz / Rosen / Lilien / oder was man verlanget / geschnitten und formiret werden.

Oder:

MAn kan auch den Teig zu diesen Dorten also anmachen : Nehmet ein wenig süssen Ram oder Kern / und drey Eyerdottern / leget ein Stücklein Butter darein / und macht von schönem Mehl ein Teiglein an / saltzets etwas / macht es nicht gar zu vest / und walchert es aus / nach belieben.

Transkription:

Sepp Meister, Steffi Schinagl

Zitierempfehlung:
Sepp Meister, Steffi Schinagl (Transkription): "Ein Frucht= Dorten= Teig / auf andere Art.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 16, Nr. 060,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=ein-frucht-dorten-teig-auf-andere-art (04.05.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Lukas Fallwickl.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)