Originalrezept:
NEhmet zu zwey Maas guten fetten Kern oder süssen Ram / zwantzig Eyer / schlaget sie in einen reinen Hafen aus / zerklopffets wohl / und last sie hernach durch einen Seiher lauffen ; schüttet dann die Eyer in den Kern oder Ram / und zerklopfft sie wohl unter einander / rührt geriebenen Zucker darunter / und giesset / nach Gutgedüncken / Rosenwasser daran : schüttets dann in eine zinnerne Kandel / so nicht bauchicht ist / setzet selbige in einen Hafen siedendes Wasser / und lassts also zusammen gehen ; siedets nicht lang / sonst werden sie hart ; man siehets aber bald : Wann sie ein wenig anheben krauß zu werden / so fassets geschwind mit einem überzinnten löcherichten Löffel in erdene Mödel / welche unten Löchlein haben / oder aber in besonders hiezu gemachte ablänglichte Körblein / daß der Schotten oder die Milch davon heraus lauffen könne / und legt die Körblein oder Mödelein / auch zu solchem Ende / in ein weit und tieffes Gefäß ; sonst kan man auch das Rosen= Wasser mit ein wenig Zimmet= Wasser vermischen. Will man aber diesen Eyer= Käß mit Mandeln machen / so nehmt ein gut theil Mandeln / ziehet sie ab / und stossets mit Zucker und ein wenig Rosenwasser gantz klein : Wann nun der Eyer= Käß in der Kandel schier fertig ist / rühret sie darunter / last ihn aber nicht lang mehr darüber sieden / sondern füllt selbigen ein / wie schon gemeldet : Will man ihn dann aufsetzen / oder zu Tisch tragen / so schlaget ihn von dem Körblein aus auf eine Schalen ; bey denen erdenen Mödelein aber / blaset zu denen Löchlein hinein / so fällt er von sich selbst heraus : dann kan man / nach belieben / durch einen Seiher / Zucker und Zimmet darauf streuen / oder auch nur also bloß an sich selbsten auftragen. *
* Aus Ermanglung der Kandel / kan man den Eyer= Käß nur in einer messingen Pfannen machen / aber fleissig rühren / und gute Acht haben daß er sich nicht anlege ; auch darff kein gar zu grosses Feuer darunter geschürt werden / dann er wird sonst leichtlich stinckend. Oder man kan auch den Eyer= Käß in einem solchen dazu gehörigen Doppel= Hafen sieden / darinnen er auch gar schön wird.
Anmerkung:
Kern – die Fettschicht auf der Milch
Kategorisierung:
Gemüse & Eier:Hauptzutaten: Eier, Mandeln, Rahm (Sahne, Obers), Rosenwasser, Zimt, Zimtwasser, Zucker
Transkription:
Irene Tripp
Zitierempfehlung:
Irene Tripp (Transkription): "Einen Eyer= Käß zu machen.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 11, Nr. 041,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=6746 (05.12.2024).
Datenbankeintrag erstellt von Irene Tripp.
In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)