Spieß= Kuchen oder Briegel= Krapffen / auf andere Art.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 17, Nr. 153

Originalrezept:

SChüttet erstlich anderthalb Diethäufflein / oder drey sechzehen= Theil eines Metzens / deß schönsten Mehls in einen Hafen; schlaget zwölff Eyer in einen andern Topff aus / rührets gar wohl ab / und thut ein gut theil Anis / Zimmet / Muscatnuß und Muscatblüh daran / zuckerts so süß als mans verlanget; giesset anderthalb Maas der besten Milch darein / rührets ab / saltzets / giessets nach und nach an das Mehl / und rührets ferner wohl durch einander: lasset alsdann in einer Pfannen ein halb Pfund Butter zergehen / giessets in den Teig / thut aber den so genannten Schmorgel davon / und rührets besagter massen ferner ab; bratet dann einen dazu gehörigen Spieß beym Feuer / biß er wohl erhitzet wird: wischet ihn mit einer in ein Tüchlein gebundenen Butter wohl ab / biß er faumet; giesset hernach den Teig mit einem Schöpff= Löffel so lang darauf / biß man von dem Spieß gar nichts mehr siehet / und der Teig daran klebet / bratet ihn dann schön kühl ab / biß er gar schön braun ist; giesset noch mehr von dem Teig darauf / und lasset ihn bräunlicht braten / wie den ersten / und also fort fünff mal auf einander: wann er nun fast gantz braten ist / machet ein viertel Pfund Butter in einer Pfannen heiß / und begiesset den Spieß= Kuchen oder Briegel= Krapffen zweymal damit / so fäumt er gar schön; wann er nun verfäumet hat / überstreichet selbigen mit Zucker so ist er fertig: stechet dann mit einem Messer in den Spieß hinein / lediget ihn hinten und fornen ab / haltet ihn in die Höhe / und drehet zugleich mit den Händen den Spieß um / so gehet der Kuchen oder Krapffen schön gantz herab; dann kan man ihn auch mit Zucker und Rosenwasser / gleich als mit einem Eiß bestreichen / wie auch mit bunt= oder gefärbten Bisam= Zucker überstreuen: es muß aber die erste Lag zum aufgiessen ein wenig dicker seyn / dann die andre folgende.

Anmerkung:

  • Schmorgel: auch Schmirgel, klebrige, schmutzige Masse (z.B. in Pfeifen). Hier: der trübe Schaum, der beim Erhitzen von Butter entsteht und abgeschöpft werden soll.
  • bledigen:  befreien, hier: Kuchen von der Form ablösen

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Spieß= Kuchen oder Briegel= Krapffen / auf andere Art.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 17, Nr. 153,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=spiess-kuchen-oder-briegel-krapffen-auf-andere-art (02.05.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)