Geſtoßene Suppe auf eine andere Art.

Aus: Die Hausköchin (1867), 01-22

Originalrezept:

Schmiere ein Reindel mit Butter aus, klopfe ein Pfund Kälberſchnitzeln, ſchneide ein halbes Pfund geſelchten Fleiſches ebenfalls auf Schnitzeln, dann ſchneide eine Sellerie, zwei Wurzeln Peterſilie, eine gelbe Rübe, ein halbes Kohlhäupel, alles auf Scheiben, belege das ausgeſchmierte Gefäß damit und lege das geſelchte Fleiſch und die geklopften Schnitzeln darüber. Da ohnedies eine ſolche Suppe nur zu einer größeren Tafel bereitet wird, ſo hat man wohl noch Mägen und verſchiedene Abfälle vom Geflügel, allenfalls auch von Faſanen und Rebhühnern; hat man davon einen Überfluß, ſo kann man auch ein ganzes Rebhuhn oder Faſan dazu geben, dann zwei Schöpflöffel voll Suppe; dies wird nun wohl zugedeckt recht langſam gedünſtet, darf aber nicht braun werden.
Wenn alles ſchon weich iſt, wird das Rebhuhn, die Kälberſchnitzeln, die Geflügelmägen herausgenommen und zierlich geſchnitten bei Seite gelegt, die Beinchen von dem Rebhuhn, die Hälſe vom Geflügel u. ſ. w. werden aber im Mörſer geſtoßen und wieder hineingethan; dazu gibt man eine mit Gewürznelken geſpickte Zwiebel und auch Pilze, wenn gerade friſche ſind. Nun läßt man den Saft recht ſtark eindünſten, ſträuet dann zwei gehäufte Eßlöffel voll feinen Mehles darüber, rührt es um und läßt davon eine goldgelbe Kruſte anlegen; hierauf gießt man ſo viel gute Rindſuppe daran, als man nöthig hat, und läßt es wenigſtens eine halbe Stunde kochen; ſodann ſeihet man es durch, richtet in die Schüſſel das zuvor geſchnittene Fleiſch und goldgelb geröſtete Semmelwürfel an, und gießt darüber die Suppe, welche höchſtens mit ein bischen Muskatenblüthe gewürzt wird.
NB. Dieſe Suppe kann im kleinern Maße auch aus verſchiedenen Überbleibſeln gemacht werden, indem man bloß einige friſche Kälberſchnitzeln und die Wurzeln von Grünzeug dünſten läßt, vom zahmen und wilden Geflügel bloß die Hälſe und Rücken dazu gibt, ſo auch die Beinchen, von welchen man früher das Fleiſch zierlich abgenommen und in die Schüſſel zubereitet hat.
Eine wirthliche Hausfrau muß jedes Stückchen gehörig zu benützen wiſſen und von den Uberbleibſeln einer größeren Tafel noch einige zierliche und köſtliche Mahlzeiten für ihre Hausgenoſſen zu bereiten verſtehen.

Transkription:

Julian Bernauer

Zitierempfehlung:
Julian Bernauer (Transkription): "Geſtoßene Suppe auf eine andere Art.", in: Die Hausköchin (1867), 01-22,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=gestossene-suppe-auf-eine-andere-art (12.05.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Julian Bernauer.


In folgendem Projekt erschlossen: ATCZ kulinarisch (2022)