Ein Kappaunen halb gesotten / vnnd halb gebraten.

Aus: Ein new Kochbuch (1581), Kapitel 03, Teil 20, Nr. 43

Originalrezept:

Mach den Kappaun sauber / vnnd richt jhn zu / als wenn du jhn soltest braten / speil jhn an / mach den Speil lang / vnnd laß jhn daran. Nim(m) Wasser in einen Fischkessel / setz auff ein Glut Kessel / laß das Wasser sieden / vnnd stoß den Kappaunen darein / daß er gerad mitten halb im Wasser ist / vnnd oberhalb deß Wassers auch gerad halb / saltzs / vnnd laß sieden / biß daß er halb gesotten ist / so nim(m) jn herauß / steck jn an ein Spieß / vnd den langen Speil / der durch den Kappaunen ist gangen / haw herab / den andern ort laß darinnen stecken / daß du jn kanst an Spieß stecken. Nim(m) alsdenn Speck / der eines Fingers dick ist / leg jhn auff die Seiten / da er gesotten ist / vnnd ferrner vber den Speck ein roh Kalbfleisch / laß also darmit braten / zeuch jn alsdenn vom Spieß herab. Vnd du mußt zuvor ein Schüssel lassen zurichten / in die mitten ein Zinnen Blat lassen löten / daß der Schüssel gleich gehet vber zwerch. Vnd wenn du den Kappaunen wilt anrichten in die Schüssel / so schneidt jn hinten auff dem Rucken / da er halb gebraten vnnd gesotten / auff / leg es geradt an das Blat. Vnd auff welcher Seiten der gesotten Kappaun ist / auff dieselbige Seiten geuß ein gute Kappaunenbrüh / mit Pettersilgen Wurtzel vnnd gebehten Schnitten belegt. Auff die ander Seiten aber geuß ein Pobrat von Pomerantzen / oder frischen Limoniensafft / so hastu ein Speiß in einer Schüssel / die man auff einmal aufftregt / die weiß vnnd gelb ist / denn auff der einen Seiten hat es ein lauter Brüh / auff der andern ein gelbe. Vnd ein solche Speiß ist seltzam auff ein Tisch zu tragen.

Anmerkung:

Eine erstaunlich aufwändige und im Grunde unnötig umständliche Art der Zubereitung, entsprechend der barocken Sucht, etwas Besonderes auf die Tafel zu bringen.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Ein Kappaunen halb gesotten / vnnd halb gebraten.", in: Ein new Kochbuch (1581), Kapitel 03, Teil 20, Nr. 43,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=ein-kappaunen-halb-gesotten-vnnd-halb-gebraten (30.04.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)