Ein höflich Essen von Eyern.

Aus: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 64

Originalrezept:

Ein linden Teig von Eyern vnnd Mehl ferb mit Kornblumen / als nachfolget / vnd von Kreutern / gib jeden ein besonder Farb / zerreib den teig mit eim wel= gerholtz / ferb jhn an der seiten / die außwendig kompt / mach Bletter drauß als Krapffen / hack Wildbret / Vögel / Hüner oder welcherley geheck das ist / gesot= ten oder gebraten / knits mit einem rohen Ey / abge= würtzt / gesaltzen vnd gegilbet / also leg es vff die Blet= ter / die scheiblecht geschnitten sind / erbreit das geheck / als dünn die Bletter seyn / leg ein ander Blat drüber / saltz zu vmb vnnd vmb / als Fladen / back sie in einer Pfannen / magst in solchen Krapffen Eyer zwey oder dreyerley weise backen. Strew Zucker darauff / mach gerührte Eyer mit Würtz / vnd Saltz sie ab vnd we= nig Saffran drein / verbirg die in die Bletter als vor / geferbt oder vngeferbt / vn(d) back sie. Zum andern / seud [S. 65] Eyer hart / hack sie wol / thu Peterlin darein vnnd Würtz / verknit sie mit einem rohen vergilbten Ey / legs ein als vor / back sie. Zum dritten magstu aller= ley gesotten Fleisch nemen wol gehackt / mit einem ro= hen Ey verkneten / mit Würtz vnd Saltz / vnd trucken eingeleget / schön vermacht vnnd gebacken. Grün Oepffel magst du in diese drey gebackens hacken / wol temperiern / vnd Küchlin backen.

Anmerkung:

Ein vielseitiges und interessantes Rezept! Der Nudelteig wurde nach dem Auswalken einseitig blau oder grün gefärbt und die ausgestochenen Scheiben mit diversen pikanten Fleisch- und Eiermassen belegt. Die gefüllten Fladen, an der Außenseite farbig, wurden dann in der Pfanne herausgebacken, wie es auch heute noch mit Fleischkrapfen in der bäuerlichen Küche üblich ist. Einerseits aufwändig – für ein „höfliches Essen“ aber durchaus angemessen – andererseits eine gute Methode der Resteverwertung. Zum Schluss gab es sogar noch den praktischen Ratschlag, aus übriggebliebener Fülle pikante Apfelküchlein zu backen.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Ein höflich Essen von Eyern.", in: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 64,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=ein-hoeflich-essen-von-eyern (02.05.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.