Alloze rostie.

Aus: Le cuisinier françois (1651), S. 223, Kap. 14, Nr. 17

Originalrezept:

Sortant du court bouillon mettez la sur le gril; estant rostie, faites vne sauce façon de barbe Robert, & faites miton- ner ensemble, mais fort peu, puis seruez, & si vous voulez mettez y des capres.

Anmerkung:

Eine “Sauce (barbe) Robert” ist eine scharf-würzige Zwiebelsauce, angesäuert mit Senf, Kapern oder auch Essig. Das Rezept ist schon seit dem Spätmittelalter bekannt (Le viandier, Kochbuch aus Flandern, Beginn 15. Jh.) und wurde damals vor allem für Huhn und Fisch verwendet. Ob tatsächlich ein Robert (mit rötlich-braunem Bart?) der Erfinder oder Namensgeber der Sauce war, wie François Rabelais im 16. Jh. launig vermutet, ist nicht belegt.

Eine weitere literarische Erwähnung der Sauce Robert findet sich bei Charles Perrault, Zeitgenosse von La Varenne, der neben seiner Tätigkeit als hoher königlicher Beamter genügend Zeit fand, sich literarisch zu betätigen. Unter anderem bearbeitete er Märchen anderer Autoren, die im 19. Jh. wiederum zum Teil von den Gebrüdern Grimm und Ludwig Bechstein übernommen wurden. Während allerdings das Märchen vom Dornröschen mit der Hochzeit der aufgewachten Prinzessin endet, gibt es in der französischen Fassung „La Belle au bois dormant“ eine schaurige Fortsetzung: die böse Schwiegermutter befiehlt während einer längeren Abwesenheit des Königssohnes einem Diener, zuerst die beiden kleinen Kinder und schließlich das Dornröschen selbst zu schlachten und mit einer Sauce Robert (!) zuzubereiten. Der Diener tötet allerdings stattdessen junge Wildtiere – ein Motiv, das sich in ähnlicher Form auch in „Schneewittchen“ findet – und serviert sie der menschenfressenden Königin in der gewünschten Sauce, was ihr außerordentlich gut mundet. Das Märchen findet letztlich ein glimpfliches Ende, zumindest für die „Guten“.

Übersetzung:

Gegrillter Maifisch.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Alloze rostie.", in: Le cuisinier françois (1651), S. 223, Kap. 14, Nr. 17,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=alloze-rostie (03.05.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.