Spritzen= Küchlein.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 13, Nr. 062

Originalrezept:

NImm ein halb Seidlein oder viertel Maas Kern oder süssen Ram / würff ein Plätzlein Schmaltz / einer Nuß groß / dazu hinein / laß nur in einer Pfannen heiß werden / aber nicht gar sieden / sonst laufft der Teig nicht geschwind auf / saltze ihn; rühr darnach ein gut theil schön Mehl das nicht fliesst / ungefehr fünff gute Händ voll / darein / biß es die Milch gar einschluckt / daß es nicht kan gerühret werden / sondern der Teig starck wird; laß ihn dann in der Pfannen wohl trocknen / siehe aber / daß er sich nicht anlegt / oder schwartz wird: Wann er nun trocken ist / und nicht mehr nach Mehl riechet / schlage in einer Schüssel / nach und nach / so viel Eyer daran / biß er recht in der Dicken zum Spritzen ist / und zwar / nimm zu obgemeldten Teig vier Eyer; wann das Mehl nicht fliesst / kan man ihn dinner machen; so er aber zu dick ist / und nicht gehen will / muß man mit mehrern Eyern helffen / lege aber selbige zuvor in ein warmes Wasser / daß sie warm an den Teig kommen. Wann man nun den Teig anrührt oder zertreibt / so thut mit einem Löffel wohl lange Strich / so wird er bald glatt; ist er zu dinn / setzet ihn auf einen Hafen mit warmen Wasser / so wird er dicker / er muß aber schön glatt abgerührtet werden: dann netzet die Spritzen rings herum mit einem heissen Schmaltz / und schmieret die Bixen aussen um den Stern / wie auch den Stämpffel mit Butter; lasset ein Schmaltz in einer Pfannen heiß werden / und wieder ein wenig erkuhlen: Dann füllet von dem Teig in die Spritzen / drucket ihn wohl hinab / und haltet indessen das Löchlein an dem Stern / unten in der Spritzen / zu / drehet und drucket oder spritzt zugleich den Teig in die Pfannen in die Runde herum / wie einen Schnecken / und bacht ihn also fein langsam ab. *

* Hiebey muß absonderlich beobachtet werden / daß das Schmaltz nicht zu heiß / auch nicht zu kalt sey; dann ist es zu kalt / so sitzen die Küchlein nieder; ist es aber zu heiß / so erharten sie / und lauffen nicht auf: Ingleichen auch / wann man den Teig in die Spritzen fässt / muß man ihn wohl zusamm hinab drucken / das Löchlein an dem Stern der Spritzen / wie gedacht / zuhalten / und den Stämpffel in dem Drucken zugleich drehen / sonst reissen sie ab.

Anmerkung:

  • Eine ungewöhnlich detaillierte Erklärung zur nicht so einfachen Herstellung von Spritzstrauben.
  • Die Straubenspritze bestand aus der Bixen (Büchse, Blechzylinder), dem Stämpfel (Kolben, vermutlich aus Holz) und dem Stern (Spritztülle); ihre Handhabung erforderte Geschick und Übung.
  • abgerührtet“ (sic) statt „abgerührt“

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Spritzen= Küchlein.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 13, Nr. 062,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=spritzen-kuechlein (19.05.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)