Geschachtzsabels backen mit fünff Farben.

Aus: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 65

Originalrezept:

Back ein Blat von gebacken Eyertotter / gegilbt mit ein wenig Saffran. Nim die Eyer auff ein Essen oder zwey / truck Peterlinsafft durch ein Tuch / tempe= riers wol / so werdens grün / mach ein zimlichen Teig / schneidt Blätter darauß / back sie nicht zu braun. Wiltu sie braun haben / so truck Kornblumensafft drein / so man sie wol gestossen hat mit lauter Wasser in einem Mörser / so ist der erste truck satt blaw / der an= der bleicher / der dritt noch bleicher. Also ist aller Blu= men farben / ohn Rosen / die hat nicht mehr denn ihre(n) geschmack / außgetruckt vnd darunter temperiert. Al= so magstu nemen viel andere wolschmeckende Kreu= ter vnd Blumen / die gestossen vnnd durch ein Tuch gestrichen / den behalt in einem Gläßlin verdecket / biß du sein bedarffest.
Back Oepffel braun in butter / würtz sie zimlich / streich sie auff d(as) erst gelb blat / nicht zu dick / leg das grün blat darüber / darnach mach ein gelb Füll mit gewürtzte(n) Eyern / machs in zwey ander geferbt bletter. Darnach bestreich sie also vmb vn(d) vmb mit frischem Eyerklar / verhefft es wol / machs lenglecht / als einen Weck / schneidt es in stücklin / stoß in höltzlin breitlech= te Spieß / je zwey oder drey zusammen in ein Spieß= lin. Mach ein dünnes Teiglin von Milch vnd Eyern / [S. 66] vergilbs / zeuch die spießlin dardurch / backe sie braun in butter / trage sie für. Wenn es auffgeschnitten wirdt / so hat ein jedes sein Farb.

Anmerkung:

  • „Geschachtzsabel(s)“, auch „Schachzabel“ = Schachbrett, von „tabula“ (lat. Tafel, Brett); dieses würfelig geschnittene Backwerk in bunten Schichten zeigt die Lust, bei Speisen für die höfische Tafel mit Formen und Farben zu spielen, z.B. auch durch das beliebte Einfärben von Sülze, das Formen von eingefärbtem Tragant zu Tieren, Blumen etc. Einen Höhepunkt erreichte dies in den aufwändigen Schaugerichten der Barockzeit.
  • „Wiltu sie braun haben“ = sollte natürlich „blau“ heißen, was im folgenden Satz klar wird.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Geschachtzsabels backen mit fünff Farben.", in: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 65,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=geschachtzsabels-backen-mit-fuenff-farben (17.05.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.