Ein höflich Essen von Erbsen.

Aus: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 54

Originalrezept:

Seud vnd belg die Erbsen schön mit wasser / seihe die suppen ab / behalt die Brüh zu gebeheten supsen / abgemacht mit würtzen / kom(m)e zu prüfen / vn(d) gegilbt / nimb der Erbs in ein sauber Becken / zertreib sie mit einem grossen Löffel gar wol / nim jhr auff ein Es= sen / thus in ein Pfeffer Pfann / schlah sie mit der Ha(n)dt durch ein weite Schüssel / heb die Pfann hoch / so werden die Erbsen gezettelt wie Regenwürm / sind [S. 55] groß vnd klein / bewahr sie also gantz / daß sie eben in die Schüssel kommen / vnd nicht vberhangen / laß ge= stehen / (et)c. Auß dem andern theil der Erbsen mach küchlin also: Thu mehl in die Händ vnd welger die küchlin zusammen / mach ein Teiglin von gegilbtem wein / zeuch die küchlin dadurch / heb sie mit einem Löffel darauß in die Pfann / back wie viel du wilt / mach ein Erbsbrüh darüber gegilbt / mit würtzen vnd saltz abgemacht / spreng Butter vnnd Rosin drein / trage es verdeckt für.
Man backet auch Erbsküchlin lind in einem Pefferlein / von gebehetem weiß Brodt / abgemacht mit saltz / wie ander trachten sonst auch.

Anmerkung:

  • In diesem Rezept werden die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von gekochten Erbsen beschrieben, die auch durchaus für die „höfliche“ Küche geeignet waren, also für die vornehme Tafel.
  • „belg die Erbsen“ = enthülse die Erbsen; von Balg = Hülle
  • „behalt die brüh zu gebeheten supsen“ = (Setzfehler: suppen) Gemeint ist, dass man mit der Brühe gebähtes Brot übergießen solle, was damals eine übliche Suppeneinlage war.
  • „in einem Pfefferlein“ = in einer scharf gewürzten Sauce
  • “ schlah sie mit der Ha(n)dt durch“ = man soll die weichgekochten Erbsen mit der Hand durch eine Pfefferpfanne schlagen / streichen. Eine Pfefferpfanne war ein sogenannter Durchschlag, also ein Sieb. In anderen Rezepten ist auch von einem Pfeffertuch die Rede.
  • „gezettelt wie Regenwürm“ = „zetteln“ bedeutet laut DWB „in Stücken fallen lassen, streuen“. Beim Durchstreichen der Erbsen fielen längliche „Würmer“ in die Schüssel, ähnlich wie bei einem Spätzlesieb.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Ein höflich Essen von Erbsen.", in: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 54,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=ein-hoeflich-essen-von-erbsen (29.04.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.