Ein ander Kunst guten Essig zu machen.

Aus: Ein new Kochbuch (1581), Kapitel 20, Teil 2, Nr. 06

Originalrezept:

Item / nim(m) gar ein dürres Faß / vnd laß es wol binden vnd bereiten / vn(d) nim(m) darnach ein halbe Maß gutes gebränntes Weins / schüt jn in das Faß / vnd schlage das Faß zu / vnd walger d(as) gar wol hin vnd her / biß der gebrän(n)te Wein darein gehet / vnd so es ongefehrlich ein tag zween oder drey an der Sonnen gelegen ist / so schüt alsdenn ein Maß Essigs auch darein / so denn derselbig auch ein tag oder zween darinnen gewesen ist / als denn nim(m) den abkommenden Essig / seudt jn in einem Messingen geschirr / verschaum jhn sauber / vnd thu jn gleich also warm in das Faß / vnd nim(m) zu einem sechseymerigen Fäßlein ein vierling von einem Pfundt schwer Pertram / zerschlage die Wurtzel / vnd bindts an ein Schnur / vnd henck es auff d(as) halb theil ins Faß / vnd bor in den fordern Boden oben ein Loch eines Daumen groß / dasselbig Loch soltu für vnd für offen lassen / deßgleichen oben den Spundten / nur mit einem holen Zigel verdecken / damit der Essig Lufft habe / vnnd laß dich nicht irren / daß an den enden / da der Lufft hin gehet / viel kleiner Mücklein sitzen / es ist ein zeichen / daß der Essig gerecht wirt / Man sol auch allezeit das Faß vmb ein Ohm / oder halb / wahn lassen.

Anmerkung:

  • Mit den „Mücklein“ sind wohl Fruchtfliegen gemeint, die von Essig magisch angezogen werden.
  • Das Ohm war ein altes Flüssigkeitsmaß, das sich von lat. ama (= Eimer) ableitet und zwischen 134 und 174 Liter umfasste. Es wurde vor allem für Wein verwendet und ergab sich aus der Belastbarkeit von Tragtieren (Eseln, Maultieren und Pferden) beim Transport von Flüssigkeiten auf Saumpfaden über Gebirgspässe. Die seitlichen Behälter umfassten links und rechts je ein halbes Ohm.
  • „wahn lassen“ bedeutet „frei lassen“; man sollte das Essigfass nicht bis ganz oben hin anfüllen, weil der Essig ja beim „Arbeiten“ Gase entwickelte und schäumte, und weil man ihn täglich umrühren musste.

Kategorisierung:

:

Hauptzutaten: , ,

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Ein ander Kunst guten Essig zu machen.", in: Ein new Kochbuch (1581), Kapitel 20, Teil 2, Nr. 06,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=ein-ander-kunst-guten-essig-zu-machen (05.05.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)