Braun Küchlein / die vergüldt scheinen.

Aus: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 67

Originalrezept:

Reib geschlagen Goldt wol auff eim Stein / mit Wasser oder Gebrenten Wein / reibs noch einmal mit einem rohen Eyertotter / mach küglin / Zucker Rosat / Violat / oder Muscat / klein als die Daumenglied / mach sie rund zwischen nassen Händen / bestreich die küchlin mit Goldtfarb / steck es an ein Messer / daß du sie vberall mögst bestreichen / legs nach einander auff ein Bret / back eins nach dem andern daß in Buttern schwimb / wehre daß einander nicht rühren / nims mit einem Schaumlöffel auß / gib es also trucken für Gebratens.

Anmerkung:

  • Zucker Rosat = laut Kapitel 01 des Kunst und Wunderbüchleins (S. 30) ein heilkräftiges Gemisch aus gehackten Rosenblättern und Zucker, das in einem Glasgefäß wochenlang der Sonne ausgesetzt wurde. (Laut DWB allerdings ein Gemisch aus Zucker, Zimt und rotem Sandelholzpulver; wobei mir die erste Version plausibler erscheint.)
  • Auf gleiche Art wie Rosat wurde wohl Violat (Violzucker) aus Veilchenblüten und Zucker hergestellt; Muscat vermutlich mit Muskatblüte.
  • Die praktische Durchführung dieses Rezeptes erscheint schwer vorstellbar und fast vergleichbar mit dem alten (Jux)rezept „Butterweck“ (Butter am Spieß gebraten, dabei laufend mit Grieß bestreut), das von vielen Kochbüchern jahrhundertelang immer wieder ungeprüft übernommen und weiterverbreitet wurde.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Braun Küchlein / die vergüldt scheinen.", in: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 67,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=braun-kuechlein-die-vergueldt-scheinen (28.04.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.