Eine Zimmet= Sultze noch anderst.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 14, Nr. 032

Originalrezept:

STosset zwey Loth der besten Mutter= Zimmet / so klar als Mehl / schüttets in eine zinnerne Flaschen / giesset ein halb Seidlein / oder Viertel= Maas / siedendes Wasser daran / setzt die Flasche in einen Hafen mit siedendem Wasser / und lassets noch eine gute weile sieden; leget dann so viel Pomerantzen= Marck / als man verlanget / in eine Schüssel / oder Schalen / und giesset die Sultze darüber; oder man kans auch zuvor seihen / und also gestehen lassen / dann die Mutter= Zimmet sultzet an sich selbst: solte sie sich aber / wider Verhoffen / nicht genug sultzen wollen / kan man mit ein wenig abgesottener Hirschhorn= Sultze / oder Haussen= Blase / helffen / wie im vorhergehenden mit mehrern Anweisung beschehen.

Anmerkung:

  • „…dann die Mutter= Zimmet sultzet an sich selbst“: Mutter= Zimmet (wilder Zimt, Cassienrinde) ist ein indischer Gewürzbaum mit lorbeerähnlichen Blättern und zartem Zimtgeschmack der Rinde, und wurde früher auch als Heilmittel für gynäkologische Beschwerden angewendet. Der Unterschied zur im Aussehen ähnlichen echten Zimtrinde wurde auf folgende Weise festgestellt: beim Kauen erzeugt der Mutterzimt einen süßen Schleim im Mund, während der echte Zimt eine scharf-bittere Trockenheit hinterlässt. Die Eigenschaft der Gelbildung war für die Herstellung von Zimtsulzen von Vorteil, während man ansonsten dem echten Zimt aufgrund seiner stärkeren Würzkraft den Vorzug gab.
  • klar  =  hier im Sinne von „fein“

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Eine Zimmet= Sultze noch anderst.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 14, Nr. 032,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=eine-zimmet-sultze-noch-anderst (29.04.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)